Freitagabend 18:00 Uhr trafen sich die Helferinnen und Helfer der Bergungsgruppe zum Beginn des langersehnten Übungswochenendes. Zuallererst stand, wie auch bei realen Einsätzen, die Unterbringung im Vordergrund. Sind keine festen Unterkünfte oder bereits aufgebaute Unterbringungen vorhanden, müssen unsere Helferinnen und Helfer in der Lage sein auch mit eigenen Materialien einen Schutz vor der Witterung zu errichten. Im Ortsverband werden hierfür mehrere Mannschaftszelte gelagert, wobei die Spezialisierung für den Aufbau und das Betreiben solcher Zeltstädte bei der Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung liegt, welche ebenfalls im Ortsverband Villingen-Schwenningen vorhanden ist.
Diese Mannschaftszelte bilden für unsere Kräfte im Einsatz, Schlafmöglichkeit, Rückzugsort, Lager für Gepäck und persönliche Gegenstände, sowie Schutz vor Umwelteinflüssen. Vor allem die letzte Funktion zeigte sich schon kurz vor Vollendung des Aufbaus, als es kühler wurde und Regen einsetzte.
Rechtzeitig zum Wetterumschwung konnten sich die Helferinnen und Helfer nun der Verpflegung widmen. Während im Einsatzfall dieser Teil durch spezialisierte Helferinnen und Helfer des Fachzug Logistik, mit Küchenzelten und Feldkochherden erfolgt, lag es dieses Wochenende bei den Helferinnen und Helfern selbst, unterstützt durch unseren OV-Koch.
Erster Einsatz nach kurzer Nacht
Abends nach dem gemeinsamen Abendessen mit gemütlichem Ausklang des Abends, ging es dann in eine kurze Nacht, denn bereits um 00:30 Uhr kam der erste Einsatz-Übungs-Auftrag.
Hierbei handelte es sich um den Defekt einer kritischen Infrastruktur, dem Trinkwasser. Eine mobile Trinkwasseraufbereitungsanlage war hierfür angefordert worden. Die Besonderheit, sie wird, so die Übungsannahme, per Hubschrauber der Bundespolizei eingeflogen.
Mitten in der Nacht sind Landungen von Hubschraubern mit einem erhöhten Risiko verbunden, weshalb unsere Bergungsgruppe den Auftrag erhielt einen erkundeten Landeplatz auszuleuchten.
An der Einsatzstelle drängte dann natürlich die Zeit, da sich der Hubschrauber bereits im Anflug befand. Innerhalb weniger Minuten schafften es unsere Einsatzkräfte eine Fläche von ca. 70mx50m schatten- und blendfrei auszuleuchten, was auch von der Übungsleitung positiv hervorgehoben wurde.
Nach dieser kleinen Übung konnten die Einsatzkräfte zurück in Feldbett und Schlafsack.
Am Samstagmorgen kamen dann auch die restlichen Helferinnen und Helfer des Ortsverbandes zum regulären Monatsdienst. Für die Bergungsgruppe ging es am Vormittag nach Zimmern o.R. auf ein Firmengelände. Unsere Helferinnen und Helfer müssen sich im Einsatzfall oft blind vertrauen können. Dieser Umstand wurde in diesem Ausbildungsdienst wörtlich genommen. Eingeteilt in Trupps, wobei einem Truppmitglied hierbei die Sicht genommen wurde, galt es in einem Gebäude mit vielen Hindernissen mehrere vermisste Personen zu finden. Während die erste Runde noch relativ einfach war, waren es in Runde Zwei die Truppführer selbst, die blind waren. Sie mussten auf ihre Helfer vertrauen, die hierbei sowohl die vermissten Personen aufspüren, als auch ihren Truppführer durch das Gebäude manövrieren mussten, während dieser blind, gleichzeitig den Funkverkehr übernehmen und seine Anweisungen und Entscheidungen aufgrund der Informationen durch die Helfer treffen musste. Nach dem Frühstück verlegte die Bergungsgruppe zurück in den Ortsverband für eine Pause über den Mittag.
Zwei Vermisste Personen in steilem Gelände
Am Nachmittag erfolgte dann der zweite Einsatzauftrag – eine ältere Person mit Vorerkrankungen wurde rund um die Ruine Kirneck zwischen Villingen und Unterkirnach vermisst. Vor Ort kam dann noch die zusätzliche Meldung, dass der Enkel des älteren Mannes mit ihm unterwegs war und ebenfalls vermisst wird.
Für unsere Bergungsgruppe stellte sich zunächst die Herausforderung, die beiden Personen im unwegsamen und bewaldeten Gelände ausfindig zu machen. Nach dem Auffinden hatte die Betreuung sowie medizinische Erstmaßnahmen Priorität. Besonders eingespannt hierbei, zwei Helfer, die aktuell in den letzten Zügen der Ausbildung zum Sanitäter sind und somit hier eine weitere, besondere Gelegenheit hatten ihr erworbenes Wissen in der Praxis anzuwenden. Während der ältere Herr aufgrund seines Zustandes und der Umgebung auf simuliert nachgeforderte Kräfte von Bergwacht oder sogar einem Rettungshubschrauber mit Seilwinde warten musste, wurde sein Enkel bei dem eine Verletzung am Bein festgestellt wurde, durch einen Trupp durch das steile und unwegsame Gelände transportiert.
Nach der simulierten Rettung des älteren Herrn ereignete sich dann für den ersten Trupp der „Worst Case“, welcher im Einsatzfall eintreffen kann. Ein Helfer stolperte im Gelände und war nun bewusstlos auf die Hilfe seiner Kameraden angewiesen. Auch hier waren die medizinischen Erstmaßnahmen entscheidend, woraufhin dann, unterstützt durch den zweiten Trupp die Rettung des verunfallten Helfers erfolgte. Zum Glück war dieser Eigenunfall nur simuliert und Teil der Übung.
Zurück im Ortsverband erfolgte die Nachbereitung der Ausrüstung. Nach dem gemeinsamen Abendessen blieb der Abend ruhig.
Regen, Schlamm und Physik zum Trotz – Pumpeinsatz in den Morgenstunden
In den Morgenstunden gegen 4:20 Uhr erfolgte dann der dritte und letzte Alarm. Bei Königsfeld sei ein Waldbrand ausgebrochen und es galt, laut Einsatzauftrag, einen günstig gelegenen Löschwasserteich konstant gefüllt zu halten. Besondere Schwierigkeit hierbei, wieder die Umgebung. Durch eine lange Pumpstrecke von ca. 800m zwischen Pumpstelle und Löschwasserteich, sowie einem Höhenunterschied von schätzungsweise 16m ergeben physikalische Grenzen eine besondere Herausforderung. Diese erfordern es, die Pumpstrecke genau zu planen. Dass unsere Pumpen im THW, im Gegensatz zur Feuerwehr, nicht auf Druck, sondern auf Förderleistung ausgelegt sind, erschwert dies nochmals. Eine Lösung wäre die Verwendung eines Zwischenbeckens auf der Hälfte der Höhe gewesen. Da die vorhandene Pumpe im Szenario ausgefallen war, wurde die vorhandene Leitung zwischen Pumpstelle und Teich durch zwei unserer Pumpen in Reihenschaltung mit Wasser befüllt. Die Hauptpumpe wurde hierbei durch eine große Tauchpumpe unterstützt. Diese Pumpe kann durch entfernen des Ansaugkorbes direkt in eine Schlauchleitung integriert werden.
Eine Pumpstrecke unter diesen Umgebungsbedingungen ist eine enorme Herausforderung. Die erste Hürde ist der Materialtransport des teilweise doch sehr schweren Materials. Hierfür wurden uns freundlicherweise zwei Gelände- Golfcaddys mit Fahrern zur Verfügung gestellt.
Anschließend wurde das Material teilweise an den physikalischen Grenzen betrieben und somit die Grundlagen der Pumpenphysik verdeutlicht. Umso stolzer waren alle Beteiligten, als der Ausbau reibungslos gelang und die Wasserförderung direkt klappte.
Durch das zwischenzeitlich regnerische Wetter und dem schlammigen Waldboden war eine intensive Reinigung und Nachbereitung nötig. Im Ortsverband angekommen wurde dies, zusammen mit dem Abbau des Zeltes bzw. der Vorbereitung zum Trocknen gleich in Angriff genommen.
Gegen 14:00 Uhr konnte dann mit der Nachbesprechung der vergangenen Tage das diesjährige Übungswochenende abgeschlossen werden. Hinter den Helferinnen und Helfern lagen drei anstrengende aber ereignis- und lehrreiche Tage.
Ein besonderer Dank geht an:
Robin Steinkamp (Zugtruppführer Technischer Zug), Alexander Much (Zugtruppführer Fachzug FK), Julien Ruf (OV-Koch), Timo Mittermeier und Hans Kern (Fachhelfer Fachgruppe Elektroversorgung), sowie Raphael Schäfer (Fachhelfer Fachgruppe Notversorgung& Notinstandsetzung) für die Organisation, Überwachung der Übung, sowie Verpflegung und Verletztendarstellung.
Ebenso geht ein besonderer Dank an das Unternehmen BARTH Mechanik in Zimmern ob Rottweil, und dem Golfclub Königsfeld e.V. für die Bereitstellung der Übungsgelände.